Zum Umbau der 52 8055

Mit Dampf ins nächste Jahrtausend

 

Unter diesem Motto steht eines der aufwendigsten und sicherlich auch nicht alltäglichen Dampflokprojekte der letzten Jahre.

Bei der SLM suchte man eine Dampflokomotive, mit der man ein aufwendiges Umbauprojekt durchführen kann. Mehr durch Zufall ergab sich die Zusammenarbeit mit den Eisenbahnfreunden Zollernbahn e.V. (EFZ). Die Eisenbahnfreunde hatten eine Dampflokomotive in ihrem Besitz, die nur noch ein Dasein als Ersatzteilspender für die weiteren im Verein vorhandenen Dampflokomotiven fristete. So kam es also zustande, daß Ende Januar 1997 sich ein ungewöhnliches Lokgespann durch den Güterbahnhof von Winterthur schob. Es handelte sich einmal um die Dampflokomotive 52 8055 der Eisenbahnfreunde Zollernbahn e.V. und um den S - Bahn - Triebkopf 450 024. An diesen Tagen wurden die entscheidenden Meßfahrten durchgeführt, um nach dem Umbau den Beweis der Verbesserung antreten zu können. 52 8055 wurde 1943 mit der Nummer 52 1649 in Grafenstaden im Elsaß gebaut, 1962 zu DR Zeiten rekonstruiert, seit dem unter 52 8055 bekannt und seit 1992 im Besitz der EFZ. Nach den erfolgreichen Meßfahrten konnten dann die aufwendigen Umbauarbeiten beginnen, bei dem die Lokomotive gleichzeitig eine komplette Revision erhielt. Ziel des Umbaus ist es, eine normalspurige Dampflokomotive auf die Schiene zu stellen, die wirtschaftlicher und umweltfreundlicher ist, als die „Schwestern". Inzwischen wird auch der Vergleich zu einer Diesellokomotive angestrebt und Roger Waller ist davon überzeugt, das 52 8055 auf jeden Fall mit den Diesellokomotiven schritt halten, wenn nicht sogar übertreffen kann. Mit einer der wichtigsten Hintergedanke bei diesem Projekt, sind die vielen Einsatztage (150 bis 200 im Jahr), die 52 8055 nach Fertigstellung vor dem Orient-Express des Reisebüros Mittelthurgau erhalten wird. Aus diesem Gesichtspunkt gesehen, benötigt man eine Dampflokomotive, die kürzere Auf- und Abrüstzeiten benötigt, eine größere Reichweite mit vergleichbaren Vorrat hat und die bei den Dampflokfans so beliebten schwarzen Wolken nicht mehr ausstößt. Man hat gezielt eine Baureihe ausgewählt, von der noch einige Exemplare vorhanden sind, wie es bei der Baureihe 5280 der Fall ist.

Um einen Reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, mußte man zahlreiche Modifikationen an der Lokomotive vornehmen. Um den Rollwiderstand zu verringern, wurden an allen Treib- und Kuppelstangen die herkömmlichen Gleitlager durch Rollenlager ersetzt. Die Achslagerführung wurde komplett erneuert. Die fettgeschmierten Lager haben gegenüber den alten Nadelschmierungen, die auch immer einen gewissen Ölverlust aufweisen, den Vorteil eines leichteren Handlings. Kolben inklusiv Kolbenstange, sowie Kreuzkopf, Treib- und Kuppelstange wurden neu ausgelegt, um eine Reduktion der hin- und hergehenden Masse zu erhalten. Dadurch wird ein besserer Fahrkompfort ermöglicht. Die bisherige Kohlfeuerung wich einer modernen Leichtölfeuerung, die den von der SLM neu konstruierten Zahnraddampflokomotiven angelehnt wurde. Der Kessel erhielt neue Rauch-, Siede- und Überhitzerrohre. Alle Linsenwaschluken wurden durch Waschluken amerikanischer Bauart ersetzt. Fast alle Wärme bzw. dampfführende Leitungen verschwanden unter der bis zu 150 mm dicken Isolierschicht, um den Wärmeverlust so gering wie möglich zu halten. Aus Gründen der Sicherheit wurden die Sanddome durch tieferliegende Sandbehälter ersetzt. Die Tender und Führerhaus Aufarbeitung kamen fast einem Neuaufbau gleich. Der bisherige Kohlekasten wurde umkonstruiert und durch einen Öltank ersetzt. Das Führerhaus erhielt u.a. weitere Fenster, um eine bessere Beleuchtung auf dem Führerstand zu erhalten. Während der Umbaumaßnahmen wurde auch eine Gegendruckbremse mit berücksichtigt, um später eine Steilstreckenzulassung für die Lokomotive zu erhalten. Es wurden noch weitere bauliche Umbaumaßnahmen durchgeführt, aber diese alle zu erwähnen würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen.

Auch optisch ist die Lok einem großen Wandel unterlegen. Allein durch die Technik hat sich das Aussehen geändert, man denke nur an den Öltank. Aber auch die Farbgebung ist außergewöhnlich für eine 5280, da sie den Wagen des Orient-Express des Reisebüros Mittelthurgau angelehnt ist.

52 8055 ist sicherlich für manchen Betrachter noch recht gewöhnungsbedürftig, aber sie zeigt, daß die Dampflokomotivenentwicklung nicht mehr nur Vergangenheit ist, sondern vor allem die Dampftechnik durchaus eine Zukunft hat.

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