Bei der Deutschen Reihsbahn (DR) 01 519 kann auf ein bewegtes Lokomotivleben zurückblicken. Sie wurde
von Henschel & Sohn in Kassel im Juni 1936 unter der Fabrik-Nr. 22929
gebaut und als 01 186
an die DRG abgeliefert. Abgenommen wurde sie am 17. Juni 1936. Ihr erstes
Heimat-Bw war Dresden Altstadt. Nach dem 2. Weltkrieg bestand bei
der DR ein Mangel an leistungsfähigen Schnellzug-Dampflokomotiven. Es
wurde deshalb entschieden, 35 Maschinen der Baureihe 01 umfassend zu
rekonstruieren. So auch 01 186, die 1963/64 durch das
Reichsbahn-Ausbesserungswerk (Raw) Meiningen unter der Fab.-Nr. 212
rekonstruiert wurde. Sie bekam dabei u.a. einen neukonstruierten Kessel,
der vom Raw Halberstadt unter der Nummer 267 hergestellt worden war. Nach
der Indienststellung am 29. Februar 1964 erhielt sie die Nummer 01 519, ab
1970 EDV-gerecht als 01 0519-7 genummert. Sie war im übrigen die erste
"Reko-01" mit Ölhauptfeuerung.
In der Liste sind die Beheimatungen im einzelnen. Die Standorte vor der Rekonstruktion sind
leider nicht vollständig bekannt:
18.06.1936 |
- |
April 1944 |
Bw Dresden Alt |
Okt. 1963 |
- |
29.02.1964 |
Raw Meiningen (Rekonstruktion) |
01.03.1964 |
- |
30.05.1968 |
Bw Erfurt P |
31.05.1968 |
- |
05.07.1972 |
Bw Wittenberge |
06.07.1972 |
- |
31.05.1973 |
Bw Erfurt P |
01.06.1973 |
- |
02.10.1982 |
Bw Saalfeld |
18.11.1982 |
- |
10.1988 |
Heizlok Brauerei Greifswald |
03.11.1990 |
- |
31.01.1991 |
Aufarbeitung Raw Meiningen |
01.02.1991 |
- |
08.04.1995 |
Touristikunternehmen Jelka, abgestellt Bw Haltingen |
08.04.1995 |
- |
09.02.2007 |
EFZ, Bw Tübingen |
10.02.2007 |
- |
heute |
EFZ, Bw Rottweil |
01 519 blieb nach ihrer Ausmusterung im Jahr 1982 erhalten. Sie wurde zusammen
mit 01 510, 01 513 und 01 517 von der Deutschen
Reichsbahn (DR) zu Heizzwecken
an den VEB Brauerei Greifswald abgegeben. Die Loks wurden hierfür Ende Oktober
1982 von Gerstungen nach Stralsund überführt und im Bf. Hornstorf
(bei Wismar) im November 1982 auf Kohlefeuerung umgebaut. In Greifswald waren sie als
stationäre Heizanlagen für die Brauerei, das Krankenhaus und
weitere, umliegende Betriebe im Einsatz. Für jeden Einsatztag erhielt
die DR 603,- M (!). Dieser Einsatz endete im Oktober 1988 mit der
inbetriebnahme einer neuen Heizanlage. Im Sommer 1989 wurde dann mit der Verschrottung
der Lokomotiven durch die DR begonnen.
Die Wende Buchstäblich in letzter Sekunde konnte 01 519 als letzte der Vier vor dem Schneidbrenner gerettet werden. Beim Tender (übrigens von 44 1233) hatte man bereits mit der Verschrottung begonnen. Der Grund
für die Rettung war ein Kompensationsgeschäfte zwischen dem Lichtensteiner Touristikunternehmen Jelka und der DR für den Einsatz eines Triebwagens VT 611 als IC zwischen Hamburg und Berlin. Die Lok wurde in einem erbärmlichen Zustand im September 1990 dem Raw Meiningen zugeführt und dort wiederaufgearbeitet. Diese Hauptuntersuchung (HU) kam beinahe einem Neubau gleich. Der Tenderaufbau, das Führerhaus, einige Lager, sowie die Kessel- und Zylinderverkleidungen mußten neu hergestellt werden.
Am 30. Dezember 1990 war es dann soweit. Die Lok machte nach über neun Jahren Abstellzeit ihre ersten Gehversuche" im Raw-Gelände. Am 3. Januar 1991 erfolgte dann eine erste Probefahrt. Die eigentliche Probe- und Abnahmefahrt fand am 10. Januar statt. Die Lok musste bei der sogenannten großen Wartburgrunde" Meiningen - Bad Salzungen - Eisenach - Erfurt - Meiningen vor planmäßigen Zügen zeigen, was in ihr steckt. Nach der Behebung von kleinen Mängeln, verließ sie mit dem HU-Datum 31. Januar 1991 das Raw Meiningen in
Richtung Saalfeld. Dort wurde sie zunächst unterstellt und Im Laufe des Jahres 1991 dann ins badische Haltingen überführt.
01 519 im Einsatz bei EFZ Nach über drei Jahren Abstellzeit, kam es zwischen dem Besitzer der Lok und den EFZ zu Verhandlungen über den mietweisen Einsatz der Lok. So konnte beim Bw-Fest an Ostern 1995 01 519 einem staunenden Publikum vorgestellt werden. Im Frühjahr 1996 wurde die Lok endgültig durch die EFZ gekauft.
Um die Lok auf DB-Strecken einsetzten zu können, wurde 1995 die Indusi und ein Zugbahnfunkgerät eingebaut. In diesem Jahr wurden an immerhin 17 Einsatztage eine Leistung von 4.507 km vermeldet. 1996 legte die Lok dann schon 8.358 km zurück. 1997 konnte die Leistung noch einmal gesteigert und der Höhepunkt erreicht werden. Durch die Kooperation mit dem Touristik- und Reisebüro Mittelthurgau war der Orient-Express zu bespannen. Von Basel bis über Hamburg hinaus war die Lok in ganz Deutschland unterwegs. Es kann davon ausgegangen werden, dass 01 519 im Jahr 1997 die Museumslok mit den meisten Leistungskilometern (rund 22.000 km!) in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa war. Im Jahr 2001 betrug die Laufleistung dann 15.617 km.
Die Lok war jedoch nicht nur vor dem Orientexpress und vor EFZ-Sonderzügen zu sehen (und zu hören), sondern war auch gelegentlich vor RB-Zügen Tübingen - Sigmaringen sowie beim "Pfalz-Plandampf" Anfang Oktober 2000 und beim Plandampf "Goldene Aue III" im Februar 2001 vor Planzügen im Einsatz.
Nach dem Fristablauf von 64 289 im Mai 2001 war 01 519 zusammen
mit 52 7596 das Rückgrat für die Beförderung der Museumszüge.
Die Lok erhielt zwischen Oktober 2002 und April 2003 eine Kessel-Hauptuntersuchung
in Eigenregie (Fertigstellung in Tübingen 16.04.03) und war somit
wieder drei plus ein Jahr einsatzfähig. Die Reparatur musste wegen
kalter Witterung mehrfach unterbrochen werden, da in Tübingen kein
Hallenplatz mehr zur Verfügung stand und unsere Lokmannschaft im
Freien (!) arbeiten musste!
Im Jahr 2002 war sie an insgesamt 37 Tagen im Einsatz und erbrachte
eine Laufleistung von 11.179 km. Im Jahr 2003 wurde an 29 Einsatztage
gefahren, wobei 9.459 km zurückgelegt wurden. Im Jahr 2004 war die
Lok an 40 Tagen im Einsatz und die Laufleistung betrug 13.733 km.
Im Laufe des Frühjahr/Sommer 2005 erhielt 01 519 einige technische
Neuerungen, die für den künftigen Einsatz auf dem Schienennetz
der DB AG erforderlich sind: Einbau des Zugsicherungssystems PZB90 und
des digitale Zugfunksystems GSM-R. Der alte analog Zugbahnfunk blieb
parallel erhalten. Damit war die 01 sicherungstechnisch fit für die
nächsten Jahre. Zusätzlich wird eine 10-bar-Druckluftleitung
zur zentralen Türschließung ("zum Schlüsseln") eingebaut.
Die neue Ausrüstung konnte rechtzeitig zum Plandampf in der Pfalz, an
dem die Lok Anfang Oktober 2005 beteiligt war, in Betrieb genommen werden.
In den Jahren 2005 bis 2007 war 01 519 die einzige betriebsfähige
Dampflok der EFZ. Am 12.05.2007 lief dann die Fahrwerksfrist ab, so dass
eine Hauptuntersuchung fällig ist. Aus diesem Grund gab es im Frühjahr
2007 einige Abschiedsfahrten:
- 17.02. - 20.02.2007 "Harz-Kurier": Heilbronn - Nordhausen
und zurück.
Einen Bericht zur Harzfahrt und zum Tendertausch in Pressig-Rothenkirchen
finden Sie im Bereich Zollernbahninfo
und im Mitglieder-Rundschreiben
9/2007.
- Nacht 17./18.04.2007 Arbeitszug-Einsatz für die NeSA zwischen Villingen
u. Neckarhausen
- 05.05.2007 Charterfahrt Oberndorf(Neckar) – Heidelberg Hbf und zurück
- Nacht 10./11.05.2007 Arbeitszug-Einsatz für die NeSA zwischen Villingen
und Grünholz
- 11.05.2007 Rottweil – Oberndorf(Neckar) und zurück anlässlich einer
Präsentation für die örtliche Presse
- 12.05.2007 "Abschiedsfahrt" Rottweil – Bad Friedrichshall-Jagstfeld
und zurück
Fristablauf 2007 In der gesamten 8-jährigen Unterhaltungsperiode vom 12.05.1999 bis
zum 12.05.2007 hatte die Maschine insgesamt 370 Einsatztage. Hierbei wurden 108.993 km zurückgelegt und dabei zirka 1.700 t Kohle verbraucht.
Dies entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von 15,6 t Kohle auf
1.000 km.
Nach dem Umzug des Vereins von Tübingen nach Rottweil im März 2007 wurde entschieden, dass als nächste Dampflokomotive 52 7596
wieder aufgearbeitet wird. Die Kosten für diese HU wurden als deutlich
geringer angenommen als eine HU der 01 519.
Am Tender, der bei der Harz-Kurier-Fahrt in Pressig-Rothenkirchen verblieben war, wurde am 16.06.2007 vor
Ort der defekte Radsatz ausgetauscht und anschließend
nach Rottweil zurücküberführt.
Die Maschine wurde in Rottweil abgestellt. Dabei wurden Lok und Tender getrennt, was aber relativ rasch behoben werden kann. Die Lokomotive
kann so auf dem kurzen Hallengleis im Rottweiler Lokschuppen witterungsgeschützt abgestellt werden.
In Aufarbeitung Im Jahr 2011 haben wir beschlossen, 01 519 wieder
zum Leben zu erwecken und ihr eine betriebsfähige Zukunft
als eine Museumslokomotive zu ermöglichen. Ziel ist es, die Maschine weitestgehend im Zustand der Sechziger Jahre aufzuarbeiten. Die Lokomotive behält dabei
aber ihre derzeitige Kohlefeuerung.
Mit den ersten Arbeiten wurde im November 2011 begonnen. Der Zeitplan sah vor, dass
zuerst die Kesselrevision weitgehend in Eigenregie in Rottweil durchgeführt
werden sollte. Der Kessel wurde zuerst entkleidet, der alte Rohrsatz
entfernt und der Kessel einer eingehenden Befundung unterzogen.
Anschließend wurde mit den eigentlichen Kesslearbeiten begonnen. Der neue
Rohrsatz konnte im Juli 2013 von Darmstadt nach Rottweil gebracht werden
und die neuen Rohre wurden einwalzen und eingeschweißt. ANschließend
wurden Stehbolzen getauscht und eingeschweißt. Die Kesseluntersuchung konnte im September 2014 erfolgreich abgeschlossen
werden.
Die Maschine wurde am 6. und 7. Oktober 2014 dem Dampflokwerk Meiningen zur Fahrwerkshauptuntersuchung zugeführt. Das Fahrwerk konnte in unserer Rottweiler Werkstatt
nicht gemacht werden, da uns die nötigen Maschinen und Einrichtungen
fehlen. Die Arbeiten begann in Meiningen unmittelbar nach der Ankunft der
Lok.
Am
Freitag, 20.02.2015 wurde die Fahrwerks-HU mit der erfolgreichen Rollprobefahrt von 01 519 abgeschlossen
werden. Im Schlepp von
202 563, der Werklok des Dampflokwerks Meiningen, ging es im Werratal (KBS
575) von Meiningen nach Immelborn und wieder zurück. Nach dem rund fünf
monatigem (Kur)Aufenthalt im Dampflokwerk Meiningen kehrte 01 519 in zwei
Etappen vom 24.02. bis 25.02. mit Hilfe der NeSA V100 1041 wieder in ihre
Heimat ins Bahnbetriebswerk Rottweil zurück.
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In Rottweil standen im Jahr 2015 folgende Arbeiten an:
• Voll-Aufarbeitung der Luftpumpe und des Injektors • Sanierung der "Tender-Innereien" (u.a. Schwallbleche)
• Sanierung der elektrischen Anlage und Reaktivierung der Zugsicherungs- und Zugfunksysteme • Farbgebung
Vom 14.08. bis zum 07.09.2015 war die Maschine noch zweites Mal im
Meininger Dampflokwerk. Ein neuer Kolben und die neuen
Überhitzerelemente wurden eingebaut. Ebenfalls waren in der Rauchkammer noch
einige Arbeiten an der Verrohrung zu erledigt.
Nach der
Inbetriebnahme der Zugsicherungseinrichtung (PZB90), der Warmdruckprobe
des Kessels und der Indizierung der Dampfmaschine, kehrte unsere 01 519 am
09.10.2015 nach fast vier Jahren Arbeit in den aktiven
Dienst zurück!
Die Kosten für das Projekt "Wiederinbetriebnahme 01 519"
beliefen sich auf über 400.000 €. Diese hohen finanziellen Mittel wurden
ausschließlich durch ihre Spenden oder auch durch die Teilnahme an einer
unseren Sonderfahrten aufgebracht.
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